Jungen und Ziele – in vier kleinen Schritten zum großen Ziel

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Jungs und Ziele? An dieser Stelle könnte der Text schon wieder zu Ende sein, denn viele Jungs in der Pubertät haben nach Meinung ihrer Eltern gar keine Ziele. Das stimmt natürlich nicht. Jungs haben sehr wohl Ziele. Nur sind diese Ziele nicht das, was sich Eltern unter Zielen vorstellen.

Im Klartext: Das vorrangige Ziel deines Jungens ist jetzt wahrscheinlich nicht der gute Schulabschluss in ein paar Jahren. Sein Ziel ist vielleicht eine Gelegenheit zu finden, mit Alex aus der Parallelklasse anzubandeln. Oder in die coole Clique aufgenommen zu werden oder in seinem Online-Game das nächste Level zu erreichen. Das sind die Dinge, die ihn jetzt interessieren.

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    Alle seine Ziele haben gemeinsam, dass sie kurzfristige Ziele sind. Sie sind überschau- und erreichbar. Es sind keine Ziele im Sinne einer langfristigen Lebensplanung. Die allerwenigstens von uns Erwachsenen hatten in der Phase zwischen 12 und 18 Jahren einen ausformulierten Plan davon, wie unser Leben aussehen sollte. Den großen Lebens-Plan haben die allerwenigstens Jungs in der Pubertät. Ist doch klar. Die wenigsten Erwachsenen haben einen langfristigen Plan. Nicht umsonst sind Seminare mit den wohlklingenden Titeln: Endlich deine Lebensvision, integrale Lebensplanung oder LifeCoaching gut gebucht. Warum fordern wir also von unseren Söhnen etwas, was wir als Erwachsene kaum hinbekommen? Aber, er hat Ziele. Garantiert. Nur eben keine langfristigen.

    Diese Umstände stehen Jungs dabei im Wege, langfristige Ziele zu entwickeln.

    1. Die schon so oft angesprochene Neustrukturierung des Gehirns
    2. Eine laufende Persönlichkeitsentwicklung
    3. Ressourcenmangel

    Beleuchten wir die einzelnen Punkte mal genauer:

    Das Gehirn eines Pubertierenden befindet sich in einer Phase des Umbaus.

    Na ja, eigentlich ist das eine Phase der Optimierung. Dabei entwickeln sich nicht alle Bereiche des Gehirns parallel, sondern einzelne Bereiche legen vor – und ihr Umbau ist früher abgeschlossen – andere ziehen nach. Zuerst ist der Teil des Gehirns, der für Gefühle und Impulse sowie deren Verarbeitung zuständig ist. Der „rationale“ Teil des Gehirns kommt erst am Schluss des Reifungsprozesses an die Reihe. Dass eine konsequente Karriereplanung oder ein auf alle Eventualitäten abgeklopfter Fünfjahresplan unter diesen Umständen schwierig ist, muss auch dem ungeduldigsten Vater einleuchten.

    Dein Junge entwickelt jetzt gerade eine eigene Persönlichkeit

    Natürlich hat er schon eine Persönlichkeit. Aber jetzt probiert er sich neu aus, entdeckt neue Talente, neue Stärken und ganz neue Seiten an sich. Er sucht seinen Platz in der Welt der Erwachsenen. Seine Reise ist lang und viele Unwägbarkeiten liegen noch auf seinem Weg. Daher ist es in vielen Fällen sogar sehr sinnvoll, sich nicht auf einen bestimmten Plan zu verengen.  Ich gebe dir ein Beispiel: Mit sechs hast du deinen Jungen beim Basketball angemeldet. Er ist gut, gehörte immer zu den besten Spielern seiner Altersklasse. Trotzdem kannst du nicht davon ausgehen, dass das so bleiben wird. Denn seine körperliche Entwicklung lässt es vielleicht gar nicht zu, dass er auch nach der Pubertät ganz oben mitspielt. Stattdessen findet er vielleicht einen ganz anderen Bereich, in dem er seine Stärken voll ausspielen kann. Genauso in Bewegung ist auch seine Persönlichkeitsentwicklung. Daraus, dass er früher so gerne mit Legos gebaut hat, lässt sich noch kein Ingenieurstudium ableiten.

    Der Prozess des Reifens und des Ausprobierens verschlingt unglaublich viele Ressourcen. Es gibt so viel Neues, mit dem dein Junge klarkommen muss, dass für eine längerfristige Planung nicht viel Power übrigbleibt. Wer zudem kräftig strampeln muss, damit er den Mathetest nächste Woche schafft, der hat umso weniger Zeit und Kraft, sich darüber Gedanken zu machen, was nächstes Jahr oder gar in drei Jahren sein wird.

    Solltest du also alles einfach laufen lassen? Die Lebenserfahrung zeigt ja, dass er seinen Weg schon finden wird. Auch wenn der Weg nicht unbedingt gerade sein wird. Trotzdem ist es eine sehr wertvolle Fähigkeit, sich selbst Ziele setzen zu können. Eine Fähigkeit, die in jedem Alter gelernt und trainiert werden kann. 

    3 Gründe, warum du deinem Jungen helfen solltest, sich eigene Ziele zu setzen

    • Er lernt, Verantwortung für sein eigenes Verhalten und Lernen zu übernehmen
    • Es fördert eine “Ich-kann” Einstellung
    • Es bildet eine starke, lebenslange Gewohnheit

    Wenn du deinem Jungen helfen willst, sich Ziele zu setzen, dann achte darauf, dass diese Ziele nicht zu weit in der Zukunft liegen und – für ihn – völlig abstrakt sind. Das Ziel sollte also nicht das abgeschlossene Ingenieurstudium sein, sondern erstmal von der Fünf in Mathe herunterzukommen.

    So hilfst du deinem Jungen, sich Ziele zu setzen und zu erreichen:

    Schritt 1: Lass deinen Sohn sein “großes Ziel” wählen.

    Wenn dein Kind den eigenen Wunsch hat, sein Ziel zu erreichen, ist es viel wahrscheinlicher, dass er intrinsisch motiviert ist. Dass er sich anstrengt und letztendlich erfolgreich ist. Hilf ihm, sich zu überlegen, was er in diesem Jahr wirklich erreichen möchte.

    Stelle Fragen wie:

    • Was ist etwas, das du gerne erreichen würdest?
    • Was ist eine Herausforderung, auf deren Bewältigung du sehr stolz wärst?
    • Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du nicht versagen kannst?

    Hilf deinem Kind, EIN großes Ziel zu formulieren, das es in diesem Jahr erreichen möchte. Achtung: achte darauf, dass das Ziel spezifisch, messbar und nachvollziehbar ist. „Mehr aufpassen“ gehört demnach nicht dazu. „In Mathe eine Drei zu schaffen“ aber sehr wohl.

    Schritt 2: Besprecht den Zweck des Ziels

    Damit dein Junge wirklich motiviert ist, sein Ziel zu erreichen, muss er sein “WARUM” verstehen. Warum will er dieses Ziel erreichen? Warum ist es wichtig?

    In der Bildung ist seit langem klar, dass Schüler, die einen Sinn in dem sehen, was sie lernen, bessere Leistungen erbringen. Noch wirksamer ist es, wenn dein Kind ein Ziel findet, das über sich selbst hinausgeht, wie etwa: „Ich möchte in Bio besser werden, damit ich Entdeckungen machen kann, die den Menschen helfen.”

    Du kannst dabei helfen, indem du ihm Fragen stellst wie: “Was denkst du, ist der größte Vorteil, wenn du in diesem Kurs gut bist? Wie kann das anderen helfen?”

    Schritt 3: Zerlegt das große Ziel in kleinere Schritte

    Ein funktionierendes Ziel muss einigermaßen erreichbar sein. Es sollte weder zu schwierig noch zu leicht zu erreichen sein. Deshalb ist es sinnvoll, das große, langfristige Ziel in kleinere und überschaubare Schritte zu unterteilen. Konzentriert euch bei der Zielerreichung vor allem auf den Prozess und erstmal nicht auf das Ergebnis. Baut am besten eine Treppe aus Zwischenzielen, die zum großen Ziel führen. Also statt sofort die volle Punktzahl anzupeilen wäre ein Zwischenschritt, jeden Tag die Notizen aus dem Unterricht sauber zu übertragen.

    Wichtig ist, dass dein Junge versteht, dass er sein großes Ziel vielleicht nicht sofort erreichen wird. Solange er Fortschritte macht und kurzfristige Ziele erreicht, steigt er aber auf der Treppe zum Ziel nach oben und sollte sich nicht entmutigen lassen.

    Dafür haben wir ein starkes Hilfsmittel entwickelt. Ein Tagesplan speziell für Jungen. Er hilft deinem Sohn, sich zu organisieren. Aufgeteilt in kleinen Schritten wird er sich leichter tun, seine Ziele zu erreichen. Diesen Tagesplan und andere Downloads bekommst du kostenlos, wenn du dich in den BoysUp-Newsletter einträgst.

    Schritt 4: Brainstorming über mögliche Hindernisse

    Wenn ihr mögliche Hindernisse nicht im Voraus einplant, wird seine Motivation durch unvorhergesehene Herausforderungen oder Schwierigkeiten möglicherweise ausgebremst.  Optimisten ignorieren oder spielen mögliche Hindernisse herunter, während die Pessimisten nicht an ihre eigenen Fähigkeiten glauben. Realisten sind vorbereitet. Denn sie können bereits im Voraus Strategien zur Überwindung möglicher Hindernisse entwickeln.

    Diese Methode funktioniert übrigens nicht nur bei Jungs und sie funktioniert umso besser, je früher ihr sie einübt.


    Übrigens, in meinem Buch „Boys Up! Das Eltern-Buch“ findest du eine Menge weiterer Tipps rund um die Hintergründe des „Jungen-Sein“. Es unterstützt dich dabei, deinen Sohn besser zu verstehen. Nur dann kannst du ihn auch zielgerichtet unterstützen.

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