Willkommen in der Vorpubertät deines Jungen

Vorpubertät bei Jungen

Es ist wie bei einem aufziehenden Unwetter in den Bergen: ganz weit entfernt, weit hinten am Horizont türmen sich die Wolken, der Wind frischt auf und man kann das Wetterleuchten schon sehen. Irgendwas liegt in der Luft, auch wenn es noch wirklich viel zu erkennen ist. Der Sohn ist in der Vorpubertät.

Viele Eltern fürchten sich vor der Zeit des erwachsen Werdens, der Schreckbegriff Pubertät(hier findest du alle Artikel zu dem Thema) geistert durch den Freundes- und Bekanntenkreis. Die einst so folgsamen, pflegeleichten und braven Kinderlein verwandeln sich in nimmersatte Fressmaschinen, pickelige, ihre Höhle kaum verlassende Stinktiere und augenverdrehende, dauer-genervte Wesen. So der vielfache Glaube. In einigen Fällen wird das auch so sein.

Alles beginnt mit der Vorpubertät deines Jungen.

Vorpubertät – Diesen Begriff gibt es rein psychologisch und medizinisch gar nicht. Warum? Weil diese Zeit, oh Schreck, bereits der Beginn der Pubertät ist.

Anders als bei einem Gewitter, bei dem du den Launen der Natur ausgesetzt bist, kannst du deinen Sohn durch seine Pubertät helfen. Glaub mir, auch für ihn ist es nicht angenehm sich zu verändern, seinen Stimmungsschwankungen ausgesetzt zu sein und dauernd anzuecken.

Wenn du magst, kannst du diese Zeit vielleicht sogar zu dem machen, was sie ist: Ein Wunder der Natur, immer spannend, immer interessant aber manchmal unberechenbar.

Du kannst diese Phase (Vorpubertät) auch mit Humor sehen, dich darüber wundern, dass dein Sohn derzeit weder Fisch noch Fleisch ist. Beobachte, wie er sich entwickelt, sein Geist und sein Körper sich verändert und er sich und seine Männlichkeit entdeckt.

Du kannst diese tolle Zeit auch nutzen um über deine Pubertät, deine Entwicklungsschritte zu dem was du jetzt bis, nachzudenken. Und da geht es jetzt nicht darum, dass du all das, was du gerne geworden wärst, deinem Sohn auf diktierst. Im Gegenteil: all das, was dir damals gefehlt hat, könntest du ja deinem Sohn zugänglich machen. Na ja, vielleicht nicht alles, aber einiges, oder?

Und alles beginnt in der sogenannten Vorpubertät

Als erstes ist es hilfreich die zwei Phasen zu betrachten, die Kinder am Beginn ihrer Pubertät durchlaufen:

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    Vorpubertät – Jungen mit 09 und 10 Jahren

    Junge sitzt auf Baumstamm, Vorpubertät

    Wenn die Pubertät beginnt kommen große Veränderungen

    Der erste Hormonschub…

    So in etwa mit 09 oder 10 Jahren, mit dem Übergang in die neue Schule, beginnt das Hormongewitter, die Pubertät beginnt. Oft wird diese Zeit als Vorpubertät bezeichnet, tatsächlich ist sie aber der Beginn der Pubertät. Eingeläutet wird sie durch den Beginn der Produktion den Hormons Testosteron.

    In dieser ersten Phase sind Jungen mit 9 oft noch recht kindlich, kuschelig und sehr elternorientiert. Dennoch, durch ihre außerfamiliären Erfahrungen in Schule, Vereinen und mit Freunden sind ihre sozialen Kompetenzen meist schon recht gut entwickelt. Vor allem aber sind sie schon gut in der Lage viele Dinge selber zu erledigen. Das gibt ihnen Selbstvertrauen. Wenn sie auf die Schnauze fallen, wird ihr Selbstvertrauen und ihre Resilienz vor allem dann gestärkt, wenn sie das Problem selbst lösen.

    Der Hummerkomplex

    In der Phase der „Vorpubertät“ kann dein Sohn auch unter dem sogenannten „Hummerkomplex“ leiden: er hat den alten Panzer der Kindheit abgeworfen und steht, wie ein Hummer nach der Häutung, schutzlos da. Er fühlt sich weder als Fisch noch Fleisch.

    Wie sagte mein Sohn vor kurzem, als ich ihn nach einem Treffen mit seinen Freunden abholte:

    „Daddy, es ist schon komisch. Erst saßen wir cool zusammen und haben über spannende Dinge gesprochen und danach gingen wir in ein Spielzeuggeschäft und Timo hat sich ein Matchboxauto gekauft. Mit dem Auto haben wir dann eine Stunde gespielt.“

    Genau das beschreibt die Situation in der Jungs (und Mädchen) in dieser wichtigen Phase ihres Lebens sind. Äußerlich sind sie Kinder, aber sie beginnen sich eigenartig zu verhalten. Sie proben den Wechsel zwischen Nähe und Distanz, sind Schmusekätzchen und in der nächsten Minute ein stacheliger Igel.

    Mit diesem ambivalenten und unberechenbaren Verhalten kommen viele Eltern nicht zurecht.

    Die Freunde deines Sohnes

    In dieser Phase der Pubertät gewinnt die Peergroup an Bedeutung, die Gleichaltrigen und Freunde werden immer wichtiger. Aber sie orientieren sich auch an Medienfiguren und an Männern, zu denen sie aufschauen können. Der Junge begibt sich auf seine Suche nach männlichen Vorbildern und somit nach seiner Männlichkeit.

    Das kann für jeden Vater eine große Chance sein, aber eben auch eine Gefahr. An wem orientiert er sich, wer ist sein männliches Vorbild?

    Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt ist, dass Jungen in der Phase einen ausgeprägten Bewegungsdrang haben. Schneller, höher, weiter ist die Devise. Sie beginnen sich für den Wettkampf zu interessieren, die Energie muss raus. Diese, nach außen gerichtete Kraft, die wachsende Aggressivität durch den steigenden Testosteronspiegel, die beginnende Abgrenzung von den Eltern und der sprunghafte Wechsel zwischen Kind und Jugendlicher, verunsichert viele Eltern.

    Früher nannte man diese Zeit die „Flegeljahre“.

    Durch diese eigene Unsicherheit bedingt, versuchen Eltern oft durch Aktionismus den Lauf der Dinge zu Verändern. Viele Eltern sind da oft zu nah an ihren Söhnen dran. Sie helfen, wo SIE es für nötig halten, unterstützen die Kids bei jeder Kleinigkeit, hinterfragen so gut wie jeden Schritt und räumen Hindernisse aus dem Weg.

    Auch Herausforderungen, die vielleicht gar nicht mehr da sind, werden erschaffen, vergrößert und dann aus dem Weg geschafft. Das Problem dabei ist, Kinder wachsen an Herausforderungen, an Niederlagen und gelösten Problemen. Dem Jungen wird eine riesengroße Chance geraubt.

    Glaub mir, dein Sohn kann schon um einiges mehr als du ihm vielleicht zutraust.

    Übrigens, diese Phase, die Flegeljahre, faszinieren auch, sind sie doch Inhalt zahlreicher Bücher: die wilden Kerle, das fliegende Klassenzimmer von Erich Kästner, die ersten Bände von Harry Potter, „Gregs Tagebuch“ oder einige Figuren von Astrid Lindgren befinden sich in dem Alter zwischen zwei Welten.

    Aber es geht noch weiter!

    Vorpubertät – Jungen mit 11 und 12 Jahre

    Es bleibt spannend. In dieser zweiten Phase der Pubertät steigert sich das Gewitter, zumindest das Hormongewitter.

    Eine kleine Geschichte:

    Wie jeden Morgen, wenn Schule ist, stehe ich als erstes auf um die Kids zu wecken, die Schuljause (Brotzeit) zu richten und zu schauen, dass die Kinder halbwegs ordentlich, geschnäuzt und gekämmt, pünktlich in die Schule kommen.

    Meist wecke ich die Kids recht liebevoll, gehe zu ihnen ans Bett und wecke sie mit steigernder Lautstärke. Als ich in Max´s Zimmer gehe, finde ich sein Bett leer vor. Ich fühle, ob es noch warm ist, also ob er vielleicht schon sehr lange weg ist. Alles gut, das Bett ist noch warm. Der ist sicher auf der Toilette, denke ich. Ich gehe zum Bad und möchte die Türe öffnen. Verwundert stelle ich fest, dass sie versperrt ist. „Maaaaaax?“, rufe ich. „Was is?“ erwidert er. „Alles OK?“ frage ich ihn durch die versperrte Türe. „Ich dusche!“, ruft er mürrisch zurück.

    Hmmm, wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden, mein Sohn, denke ich mir. Am meisten war ich aber darüber verwundert, dass er freiwillig duschte. Und dabei die Türe absperrte.

    Als er aus dem Bad nach unten in die Küche kommt, traue ich meinen Augen nicht: seine sonst so wilde Morgen und After Shower Frisur sitzt perfekt, die Haare vorne an der Stirn gekonnt nach oben gestilt und an den Schläfen nach hinten gegelt. Cool siehst du aus, mein Sohn bemerke ich mit verwunderung. Danke, sagt er stolz.

    War es nicht gerade mal zwei Wochen her, als ich ihn fast schon unter die Dusche zwingen musste. Und er nach 3 Minuten fertig war.

    Vor drei Wochen noch, musste ich ihn bitten, seine Haare doch zumindest für den Schulbesuch zu zivilisieren oder ihn wieder in sein Zimmer schicken, um seine vermatschte Hose zu wechseln.

    Plötzliche Veränderungen sind normal in der Pubertät. Dabei müssen es nicht immer Schritte nach vorne sein. Auch zurück Richtung Kindheit kann es mal gehen. Wie gesagt, die Jungs sind weder Fisch noch Fleisch…, und so fühlen und verhalten sie sich auch.

    Jeder Junge ist anders, dementsprechend auch der Verlauf seiner Pubertät

    So wie jeder Junge anders ist, verläuft auch jede Pubertät unterschiedlich. Und in jeder Pubertät ändert sich auch laufend das Wetter. Manchmal ganz still und ruhig, dann aber wieder ziemlich heftig. Ganz ohne Herausforderungen wird sie wahrscheinlich nie abgehen, es geht ja auch darum, dass dein Sohn sich selber findet.

    Die Pubertät ist eben ein Gewitter der Hormone, mal heftig mit Blitz und Donner, dann wieder ein entspanntes Wetterleuchten in der Ferne. Und wie bei einem Unwetter kann es Tränen regnen, mal laut werden und stürmisch. Es kann nicht verhindert werden, es kann einfach nur überstanden werden. Aber, wie bei jedem Gewitter – es geht vorbei.

    Du kannst deinen Sohn hindurch begleiten, ihm Mut geben und Angst nehmen und wenn es heftig blitzt und stürmt, Unterschlupf und Schutz bieten. Wohin es geht, bestimmt dein Sohn zum größten Teil selbst. Wenn seine Alleingänge dich verunsichern oder ängstigen, es hält dich wachsam. Das braucht dein Sohn um Selbstständig werden.

    Wenn dein Sohn mal wieder von einem Hormonblitz getroffen wird und ohne ersichtlichen Grund wieder die Türen knallt, bring Geduld auf. Und setzte ihm Grenzen, wenn er ohne Grund wieder mal die Türen knallt. Klingt wie ein Widerspruch, ist es auch! In der Pubertät deines Sohnes ist vieles im dauernden Widerspruch!

    Alles wächst – der Körper in der Pubertät

    Dein Junge mit 11, 12 Jahre befindet sich zwischen zwei Welten. Das ist auch die Zeit, wo du in sein „Kinder“ Zimmer schaust und auf der einen Seite die Poster seiner Idole an der Wand hängen, er aber ein Kuscheltier zum Einschlafen braucht. Auf dem Boden liegen gefährliche Legosteine neben dem neuesten Bravo-Heftchen.

    Die Pubertät beginnt natürlich nicht im Bad. Wenn sich dein Sohn aber im Bad einschließt, bedeutet das nicht, das er Prüde ist. Sein neues Schamgefühl hat nichts mit dir als Elternteil zu tun, es ist ein Rückzug auf sich selbst.

    Dein Sohn muss erst mal mit den beginnenden körperlichen Veränderungen fertig werden. Er wächst, vor allem die Füße, die Hände, die Arme und Beine. Irgendwie scheint es manchmal, der Körper scheint falsch zusammengesetzt zu sein. Am Beginn der Pubertät neigen Jungen zur Rundlichkeit, sie legen an Gewicht zu. Das braucht der Körper, um für den Wachstumsschub gewappnet zu sein. Da kann er bis zu 12 cm im Jahr wachsen.

    Auch der Rest des Körpers wächst, das Gehirn, die Muskeln und die primären Geschlechtsteile, Hoden und Penis. Mir all dem müssen die jungen Menschen erst mal fertig werden.

    Auch das Gehirn verändert sich in der Pubertät

    Zu allem Überfluss funktioniert auch sein Gehirn nicht mehr so wie gewohnt. Neuronale Verbindungen, die in seiner Kindheit von Nutzen waren, bilden sich zurück und verschwinden komplett. Neue Verknüpfungen entstehen im Gehirn. Auch damit muss dein Sohn klarkommen. Ach, du natürlich auch.

    Das Gehirn bildet, neben denen die Pubertät betreffenden Verbindungen, vor allem solche stark aus, die den Jungen in dieser Zeit besonders beschäftigt. Also jene neuronalen Verknüpfungen, die für ihn wichtig sind. Wenn er viel vor dem Computer sitzt, sind das dann eben jene Verbindungen, die wichtig und nützlich sind, um gut spielen zu können. Wenn er viel alleine ist, keine Freunde hat, dann werden die Verknüpfungen intensiviert, die das abbilden, was er gerade hat, also wichtig ist.

    Dein Sohn wird geschlechtsreif

    Wenn dann der erste Samenerguss die Geschlechtsreife einläutet, ist körperlich die Pubertät vorbei. Ab da beginnt die Adoleszenz, die rein medizinisch bis ca. zum 24 Lebensjahr geht. Das mittlere Alter für die erste Ejakulation liegt bei Jungen in etwa zwischen 12 und 14 Jahren. Die Entdeckung und Entwicklung seiner Sexualität ist für deinen Sohn ein Schritt, der weitreichend wichtig ist. Begleitet sie ihn doch ab jetzt bis der Deckel sich für immer schließt. Und sie ist ein wichtiger Teil seines Lebens, Tag für Tag, oft Stunde für Stunde denken Jungen in dem Alter an Sex.

    Mit Sätzen wie: „Jetzt bist du ein Mann“ oder „Du wirst erwachsen“ können Jungen in dem Alter noch nichts anfangen. Zu fremd und ungewohnt ist diese Entwicklung. Viel mehr hilft da ein gemeinsamer Ausflug für Vater und Sohn, bei dem ihr die gemeinsame Zeit nutzt um zusammen zu wachsen und Vertrauen zueinander aufzubauen. Langsam sollte sich die Kommunikation von Erziehung hin zu Beziehung wandeln. Dieser Sprung in die Geschlechtsreife ist auch der Zeitpunkt, deinem Sohn das Thema Verhütung näher zu bringen. Wenn ihm das Thema peinlich ist oder er damit noch nichts anfangen kann, dann stelle ihm Bücher zu dem Thema zur Verfügung. Gut sichtbar im Bücherregel oder an einem anderen Ort wecken sicher sein Interesse und er kann sich informieren.

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    -Mehr zur körperlichen Entwicklung findest du hier-

    Das Selbstvertrauen von Jungen steigern

    Nimm dir Zeit für Gespräche mit deinem Sohn. Wenn er erlebt, dass du aufmerksam und interessiert seinen Ausführungen folgst, respektvoll argumentierst und wertschätzend antwortest, wird er sich wahrgenommen und wertvoll fühlen.

    Das stärkt sein Selbstwertgefühl und sein Selbstvertrauen. Dein Sohn wird sich denken: wenn ich es wert bin, dass meine Eltern mir zuhören, sich Zeit nehmen und mich wertschätzen, dann muss ich ein wertvoller Mensch sein. In dieser Phase der Pubertät, der „Vorpubertät“ kann er gar nicht genug Selbstvertrauen haben. Vor der „heißen“ Phase, wen dein Junge 13, 14 Jahre alt wird, sollten seine Selbstwert Lager voll gefüllt sein.

    Manchmal, wenn es allzu sehr stürmt oder du nicht weiterweißt, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung anzunehmen. Als Kinder- und Jugendcoach mit Spezialisierung auf Jungen, kann ich deinem Sohn dabei helfen, das glückliche und selbst bestimmte Leben zu führen, dass er, und wahrscheinlich auch du, sich wünscht. Oft reicht ein kleiner Stupser in die richtige Richtung und Herausforderungen lösen sich von selbst.

    In jedem Fall, genießt zusammen die Reise deines Sohnes in seine neue Welt. Es ist eine Reise ohne Wiederkehr. Daher sollte der Start möglichst glatt laufen.

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