Kommunikation mit deinem Sohn – Jungen brauchen klare Ansagen

Kommunikation mit Sohn, reden mit Jungen, Authentisch

Das Phänomen um das es in diesem Artikel geht, beobachte ich oft in Coachings, in denen ich Eltern und pubertierende Söhne zusammen erleben kann. Ich nenne es „verlorene Unschuld“ und vielleicht kennst du es auch. Es beschreibt die Summe der vielen kleinen Unsicherheiten in der Kommunikation mit und gegenüber dem Jungen. Da wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, auf günstige Gelegenheiten gewartet etwas anzusprechen.

Als dein Junge klein war, warst du in deinen Aus- und Ansagen klar und sicher: „Fass nicht auf die Herdplatte!“ „Renn nicht einfach auf die Straße!“ „Das hast du sehr gut gemacht!“ „Setz deine Mütze auf.“ Eure Kommunikation und auch eure Berührungen waren völlig unbefangen. An die Hand nehmen, in den Arm nehmen, streicheln, schmusen…

Irgendwann in den letzten Jahren nach dem x-ten Streit wegen absoluter Kleinigkeiten und der fünften zurückgewiesenen Umarmung hat sich diese Unbefangenheit aus dem Staub gemacht und an ihre Stelle ist eine große Verunsicherung getreten. Jede familiäre Zusammenkunft gleicht einem Aufenthalt in verminten Geländen und jede Frage kann zu einer genervten Antwort führen. Der kleinste Anflug von – vermeintlicher – Kritik kann den pubertierenden Sprengkörper hochgehen lassen.

Und dann fangen viele Eltern an, ihre Kinder wie rohe Eier zu behandeln und schleichen auf Socken und Zehenspitzen mit größter Vorsicht um sie herum. Soll ich? Kann ich? Wie ist die Laune heute?

Dieses Verhalten ist aus einer gewissen Sicht verständlich, natürlich hat niemand Lust auf ständigen Streit und schlechte Laune. Aber nur, weil etwas verständlich ist, ist es nicht unbedingt richtig. Und dieses Verhalten ist sogar komplett falsch.

Ich erlebe Mütter, die sich regelrecht kleinmachen, Väter, die das Zimmer des Sohnes mit einer Vorsicht betreten, wie ein Soldat auf Patrouille. Immer auf der Hut vor einem Angriff. Bloß nichts falschmachen! Ich höre sehr viel „könntest du… “, „würdest du vielleicht… “, „ich wollte nur… “.

Das hier ist ein Blog für Eltern von Jungen. Jungen brauchen klare Ansagen. Aber auch Eltern. Daher jetzt mal eine klare Ansage: „Mach dich mal gerade!“ Wie soll dein Sohn dich ernst nehmen, wenn du dich nicht ernst nimmst? Sei authentisch und klar in deinen Aussagen. „Mach die Musik leiser, sie stört mich“ statt: „Könntest du eventuell vielleicht die Musik bitte leiser machen?“ Das ist ausdrücklich kein Plädoyer für verletzende Autorität. Das hier ist ein Plädoyer für authentische Kommunikation. Für klare Ansagen.

Was ist authentische Kommunikation?

Das Fehlen von klarer Kommunikation führt zu Frust auf beiden Seiten!

Um authentisch zu sein, muss auch deine Kommunikation kongruent sein. Das bedeutet, dass der Inhalt des Gesagten mit deinen nonverbalen und paraverbalen Signalen übereinstimmen muss. Nonverbal ist alles, was du mit deinem Körper ausdrückst: Körperhaltung, Gestik, Mimik. Paraverbal ist alles, was du mit deiner Stimme ausdrückst: Tonfall, Betonung, Sprechtempo, Lautstärke. Und natürlich musst du meinen, was du sagst.

Diese Dinge bewusst in Einklang zu bringen ist schwierig. Wenn du vor jedem „Auftritt“ überlegst, wie du wirkst und wie du sprechen sollst, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen, wirkst du schnell aufgesetzt und unglaubwürdig. Viel besser ist es, wenn sie natürlich und „ganz von selbst“ übereinstimmen. Das tun sie, wenn du ganz bei dir bist. Wenn du authentisch bist. Ohne Unsicherheiten. So wie früher: „Renn nicht einfach so auf die Straße!“

Du bist sein Vater, seine Mutter und nicht sein bester Freund!

Um diesen Zustand für dich herzustellen, musst du dich von der Vorstellung verabschieden, der beste Freund deines Sohnes sein zu wollen und zu können. Das bist du nämlich nicht. Du bist „Elternteil“. Und an seine Eltern hat ein Sohn ganz andere Ansprüche als an einen Freund. Nämlich Ehrlichkeit, Authentizität, Liebe und Führung im Sinne einer Vorbildfunktion. Du bist Begleiter und Reiseführer auf seiner Reise in die Welt der Männer. Überleg mal, wie sehr du einem Führer trauen würdest, dem die Unsicherheit aus jeder Pore tropft?

Woher kommt diese Unsicherheit und was kannst du dagegen tun?

Du hast Angst, etwas falsch zu machen. Weil dann miese Stimmung ist. Du hast Angst peinlich zu sein. Angst, „der letzte Spießer“ zu sein, Ihm Überkorrekt zu erscheinen. Was die letzten Punkte angeht kann ich dich beruhigen: Das bist du in seinen Augen sowieso. Das geht den angesagtesten Rockstars so mit ihren Kindern. Dabei weißt du ja im Grunde deines Herzens, dass deine Musik besser ist, deine Schuhe viel cooler. Und seien wir mal ehrlich: Dieser Haarschnitt seiner Clique (haben eh alle die gleiche Frisur, oder?) sieht doch nur noch albern aus.

Genauso weißt du auch, dass nicht gut für ihn ist 12 Stunden am Rechner mit sinnlosen Videos zu verbringen. Dass es nicht gut ist zu kiffen (vor allem nicht in jungen Jahren und nicht dieses chemisch verstärkte Zeug, mehr dazu hier: Hirnveränderungen durch frühen Einstieg in das Kiffen). Du weißt, dass es für 13-Jährige nachts draußen gefährlich sein kann. Du weißt, dass ein guter Schulabschluss seine Chancen auf ein freies Leben erhöht und dass es nicht schaden kann, Ordnung in seinen Sachen zu halten.

Als Eltern von einem Jungen schuldest du ihm diese Wahrheiten. Ob er sie annimmt oder nicht. Wenn die Konsequenz daraus ist, dass Türen zugeschlagen werden, dann ist das eben so. Sorry. Dann musst du diesen Konflikt jetzt aushalten. Es geht ja vorbei.

Entscheidend ist nicht was heute ist

Mache bitte dein Selbstwertgefühl nicht davon abhängig, was dein 12/13-jähriger Sohn in der konkreten Situation über dich denkt. Er wird dich nicht auf ewig hassen, weil er noch nicht – bitte, bitte, alle dürfen – allein auf das wichtigste Konzert in der Geschichte des Universums fahren darf. Eure Beziehung wird nicht unwiederbringlich zerstört, weil du ihm sagst, dass er seine Hausaufgaben zuerst machen soll.

Entscheidend ist, was er in zehn oder zwanzig Jahren über dich denkt. Dass er sich dann an eine authentische Mutter, einen starken Vater erinnert, der es immer ehrlich mit ihm gemeint hat. Der eben NICHT nachgegeben hat, wenn es für ihn wichtig war. Der bei Konfrontationen NICHT den Schwanz (sorry Mama) eingezogen hat, sondern gegenhielt. Und ebenso entscheidend ist, was DU in zehn oder zwanzig Jahren über DICH denkst, wenn du an ihn denkst, wo immer er dann sein mag.  Wenn du dir dann sagen kannst, dass du dein Bestes gegeben hast, ist der Preis, den du jetzt zahlst, garantiert nicht zu hoch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You May Also Like
Wachtum bei Jungen, in der Pubertät, Ist das Wachstum normal?
Weiterlesen...

Das Wachstum von Jungen

Viele Eltern und Jungen fragen sich, wie lange dauert das Wachstum bei Jungen oder wieviel kann man mit 14 noch wachsen. Mit diesen Fragen klingt oft eine eine Unsicherheit durch. Eltern von Jungen, vor allem aber die Jungs selbst fragen sich: “Bin ich zu klein für mein Alter, wie groß werde ich wohl werden, bin ich zu groß für meine 14 Jahre usw.”
Weiterlesen...