Mentale Gesundheit bei Jungen – 5 Warnsignale und 7 Tipps

Eltern schenken der körperlichen Gesundheit ihrer Kinder viel Aufmerksamkeit – aber wie steht es um die mentale Gesundheit von Jungen? Studien in der D/A/CH-Region zeigen, dass immer mehr Jugendliche psychisch belastet sind.

Knapp 65 % der Schulkinder fühlen sich mindestens einmal pro Woche erschöpft und müde, und 33 % fühlen sich häufig einsam oder vermissen Freundschaften.

Bei Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren zeigen über 27 % der Mädchen deutliche depressive Symptome – aber auch 7 % der Jungen sind betroffen

Diese Zahlen machen deutlich: Auch Jungs kämpfen mit Ängsten, Druck und Stimmungstiefs, oft ohne, dass es sofort erkannt wird. Gleichzeitig erhalten jugendliche Jungen seltener professionelle Hilfe als Mädchen, was jedoch nicht bedeutet, dass es ihnen automatisch besser geht. Vielmehr äußern sich psychische Probleme bei Jungen häufig anders – etwa durch Unruhe oder aggressives Verhalten statt Weinen – und werden deshalb leicht übersehen. Experten betonen:

„Lass uns nicht über die Probleme reden, die Jungen machen. Lass uns über die reden, die Jungen haben.“

Mit anderen Worten: Hinter störendem Verhalten steckt oft ein Hilferuf.

Eine gute mentale Gesundheit ist entscheidend dafür, dass Jungen zu gesunden, glücklichen Männern heranwachsen. Unbehandelte psychische Probleme im Kindes- und Jugendalter können bis ins Erwachsenenalter fortwirken. Sie beeinträchtigen die schulische Leistung, das Selbstwertgefühl und die Fähigkeit, Beziehungen zu führen. Im schlimmsten Fall suchen sich Jungs riskante Ventile – etwa Drogen, aggressive Cliquen oder gefährliche Mutproben – um mit ihrem inneren Stress fertigzuwerden. Die Jungen von heute sind die Männer von morgen. Es liegt an uns Erwachsenen, ihnen jetzt beizustehen, damit sie stark, selbstbewusst, respektvoll und glücklich ins Leben starten.

Was beeinflusst die mentale Gesundheit von Jungen?

Mehrere Faktoren prägen die seelische Verfassung unserer Söhne. Hier einige der wichtigsten Einflussfaktoren, die du als Elternteil kennen solltest:

  • Digitale Medien und Bildschirmzeit: Smartphones, Games und Social Media sind aus dem Alltag nicht wegzudenken. Doch exzessiver Medienkonsum kann Jungen belasten. Wenn sie Stunden in virtuellen Welten verbringen, können Schlaf und echte Sozialkontakte zu kurz kommen. Viele Jungen „verlieren sich“ regelrecht in digitalen Abenteuern, weil sie dort Anerkennung oder Ablenkung finden . Gleichzeitig lauern online Risiken wie Cyber-Mobbing oder problematische Vorbilder (etwa Gewalt verherrlichende Influencer). Wichtig ist hier ein gesundes Maß: Medienkompetenz schützt vor negativen Folgen. Leider verfügen laut DAK über 84 % der 11- bis 15-Jährigen nur über geringe Gesundheits- und Medienkompetenz. Die Folgen sieht man an ihrem Verhalten: Jugendliche mit geringer Gesundheitskompetenz schlafen viel häufiger schlecht und trinken mehr Energydrinks als gut informierte Gleichaltrige. Eltern sollten deshalb auf ausgewogene Mediennutzung achten und ihre Söhne über die Tücken der Online-Welt aufklären.
  • Soziale Kontakte und Freundschaften: Freundschaften sind ein tragender Pfeiler für die seelische Gesundheit. Hat ein Junge gute Freunde, fühlt er sich zugehörig und unterstützt. Umgekehrt leiden viele Jungs unter Einsamkeit – etwa ein Drittel aller 10- bis 17-Jährigen fühlt sich oft allein und meint, keine richtigen Freunde zu haben. Gründe können Schüchternheit, Wohnortwechsel oder Ausgrenzung sein. Besonders gravierend ist Mobbing: Etwa jeder sechste Schüler in Deutschland ist Mobbing ausgesetzt. Hänseleien, Ausgrenzung oder Gewalt unter Gleichaltrigen können bei Betroffenen Ängste, Depressionen, Schlafstörungen und sogar Suizidgedanken auslösen. Hier sind Schule und Elternhaus gefragt: Ein offenes Ohr, bei Bedarf das Gespräch mit Lehrern suchen und dem Sohn helfen, neue Kontakte (z.B. in Vereinen) zu knüpfen, kann viel Druck von ihm nehmen.
  • Familie und Elternhaus: Das familiäre Klima hat enormen Einfluss auf die Psyche von Jungen. Ein liebevolles, stabiles Zuhause wirkt wie ein seelisches Schutzschild. Dagegen können häufiger Streit der Eltern, Scheidung, Vernachlässigung oder überzogener Leistungsdruck im Elternhaus zu inneren Konflikten führen. Fachleute nennen ein „problematisches familiäres Umfeld“ einen zentralen Risikofaktor für psychische Störungen bei Kindern. Auch der Erziehungsstil spielt eine Rolle: Weder ein extremes Laissez-faire (fehlende Orientierung) noch übermäßige Strenge (kein Freiraum) sind förderlich. Jungen brauchen klare Regeln, aber auch Wärme und Verständnis. Zudem suchen sie nach Vorbildern: Fehlt ein präsenter Vater oder eine andere männliche Bezugsperson, kann dies die Identitätsfindung erschweren. Ein Junge, der nie emotionale Offenheit und respektvollen Umgang vorgelebt bekommt, tut sich schwer, solche Werte selbst zu entwickeln. Umgekehrt wachsen Söhne, die von ihren Eltern Wertschätzung und Rückhalt erfahren, meist seelisch gefestigter auf.
  • Schule und Leistungsdruck: Die Schulzeit kann für Jungen sowohl Bereicherung als auch Belastung sein. Positive Erfahrungen – Erfolgserlebnisse, unterstützende Lehrer, ein guter Freundeskreis – fördern das Selbstvertrauen. Allerdings berichten viele Eltern von Stressfaktoren wie hohem Leistungsdruck, Prüfungsangst oder Überforderung. Nicht jeder Junge passt ins Raster des Schulsystems. Einige sind zappelig, laut oder träumen vor sich hin und ecken damit an. Schnell gelten sie als „schwierige Jungen“ und bekommen überwiegend negatives Feedback . Ein Teufelskreis: Der Junge fühlt sich missverstanden und reagiert mit noch mehr Rückzug oder Trotz. Auch Mobbing in der Schule (siehe oben) oder Konflikte mit Lehrkräften können die Psyche massiv belasten. Hier hilft es, den Blick hinter das Verhalten zu werfen – wie ich es gerne formuliere:

„Wir müssen herausfinden, wie unsere Söhne ticken, wir müssen versuchen sie zu verstehen, dann können wir sie auch unterstützen!“

  • Pubertät und Rollenbilder: Zwischen Kindheit und Erwachsensein durchleben Jungen (etwa ab 12 Jahren) eine stürmische Entwicklungsphase. Hormonelle Veränderungen führen zu Stimmungsschwankungen; der Körper wächst und verändert sich, was Verunsicherung auslösen kann. Gleichzeitig stellen sich Jungs die großen Fragen: „Wer bin ich? Wie will ich als Mann sein?“ Hier prasseln teils widersprüchliche gesellschaftliche Erwartungen auf sie ein. Einerseits sollen sie sensibel und rücksichtsvoll sein (#MeToo-Debatte), andererseits werden „harte Kerle“ in manchen Medien gefeiert – ein Balanceakt, den nicht jeder junge Mann allein bewältigen kann. In früheren Kulturen gab es klare Rituale und Mentoren, die Jungen beim Übergang zum Mannsein anleiteten. Heute ist dieses Wissen weitgehend verloren gegangen. Doch der innere Drang der Jugendlichen nach Orientierung und Bewährung ist geblieben – viele suchen sich eigene (manchmal riskante) „Mutproben“, nur um sich und anderen zu beweisen, wie stark und erwachsen sie sind. Das Fehlen positiver Rollenbilder und Initiationsrituale kann somit eine Lücke in der seelischen Entwicklung hinterlassen. Umso wichtiger ist es, dass Eltern ihren Söhnen Werte vorleben und Meilensteine im Leben eines Jungen bewusst gestalten (dazu mehr in den Tipps).
  • Pandemie und Krisen: Auch äußere Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie haben die mentale Gesundheit einer ganzen Generation geprägt. Lockdowns, Schulschließungen und soziale Isolation führten zu mehr Ängsten, Einsamkeit und häuslichen Konflikten – die Zahl psychischer Auffälligkeiten bei Kindern stieg während der Pandemie messbar an. Studien aus 2020/21 zeigten besonders bei Jugendlichen gehäuft Angststörungen und Depressionen infolge der Kontaktbeschränkungen . Zwar besserte sich die Lage nach Wiederöffnung von Schulen teilweise, aber noch 2024 gaben 17 % der Schüler an, unter depressiven Symptomen zu leiden. Auch globale Krisen (z.B. Klimawandel, Kriege) lösen bei vielen jungen Menschen Sorgen aus. Diese chronische Unsicherheit kann sich auf die Stimmung und das Sicherheitsgefühl von Jungen auswirken. Eltern können hier Halt bieten, indem sie offen über diese Themen sprechen und Zuversicht vermitteln, ohne die Ängste der Jugendlichen abzutun.

Wie man sieht, bewegen sich unsere Söhne in einem komplexen Geflecht von Einflüssen. Einige Faktoren (wie Pubertät) lassen sich nicht ändern, aber viele Schutzfaktoren können wir stärken.

Im nächsten Schritt erfährst du, woran Du psychische Belastungen bei Deinem Sohn erkennen kannst – und anschließend, wie Du ihm konkret kannst.

5 Warnsignale, dass Dein Sohn psychisch belastet ist

Natürlich ist jeder Junge mal schlecht gelaunt oder zieht sich zurück – das gehört zur Entwicklung dazu. Doch wenn bestimmte Verhaltensänderungen über mehrere Wochen immer wieder auftreten, sollten wir Eltern aufmerksam werden . Hier sind fünf Warnsignale, die darauf hindeuten können, dass ein Junge seelisch in Schwierigkeiten steckt:

  1. Sozialer Rückzug und Interessenverlust: Dein Sohn kapselt sich plötzlich ab, verbringt die meiste Zeit allein in seinem Zimmer und distanziert sich von Freunden und Familie. Früher geliebte Hobbys oder Aktivitäten interessieren ihn kaum noch. Dieser plötzliche Rückzug und das Verlust von Freude an Dingen, die ihm einmal wichtig waren, können Alarmzeichen für Depression oder andere Probleme sein . Achte auch darauf, ob er generell antriebslos wirkt und sich nur schwer zu alltäglichen Aktivitäten motivieren kann.
  2. Anhaltende Niedergeschlagenheit oder extreme Stimmungsschwankungen: Zwar sind Stimmungsschwankungen in der Pubertät normal, doch sollten Phasen tiefgreifender Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit oder Gereiztheit ernst genommen werden – vor allem, wenn sie ohne erkennbaren Anlass auftreten und lange anhalten. Wirkt Dein Sohn oft niedergeschlagen, zieht sich die Kapuze ins Gesicht und lacht kaum noch? Oder schwankt er von himmelhochjauchzend zu zutiefst betrübt innerhalb kurzer Zeit? Solche drastischen Stimmungsveränderungen können auf innere Konflikte oder depressive Verstimmungen hinweisen. Gleiches gilt, wenn er ungewöhnlich häufig weint oder Aussagen wie „Alles ist sinnlos“ macht.
  3. Häufige Wutausbrüche und aggressives Verhalten: Hat Euer sonst eher ausgeglichener Junge plötzlich eine sehr kurze Zündschnur? Fliegen bei Kleinigkeiten die Fetzen, kommt es zu Schreianfällen oder sogar körperlichen Rangeleien mit Geschwistern/Mitschülern oder gar mit den Eltern (Ausserhalb der aus Spaß gewollten körperlichen Interaktionen zwischen Euch)? Ungewöhnlich häufige Wutanfälle oder anhaltende Reizbarkeit können bei Jungen ein Signal für innere Überforderung oder Stress sein. Viele Jungen neigen dazu, Kummer nach außen in Form von Aggression zu zeigen, statt traurig zu wirken. Achte insbesondere auf neue Aggressivität: Wenn Dein Sohn z.B. plötzlich Grenzen austestet, respektlos gegenüber Autoritäten ist oder unverhältnismäßig auf „Nein“ reagiert, steckt möglicherweise mehr dahinter als bloße Pubertäts-Launen und Grenzen austesten.
  4. Körperliche Beschwerden ohne klare organische Ursache: Die Psyche spricht oft durch den Körper. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Rückenschmerzen, für die es laut Arzt keine eindeutige körperliche Ursache gibt, sind bei Jugendlichen oft psychosomatisch – d.h. Ausdruck innerer Anspannung. Auch Müdigkeit und Schlafstörungen gehören dazu: Viele belastete Jungs klagen über Ein- oder Durchschlafprobleme, Albträume oder wollen am liebsten den ganzen Tag im Bett bleiben. Solche Symptome sollten Eltern ernst nehmen. Wenn der Magen grummelt, bevor es in die Schule geht, oder Ihr Sohn häufig „krank“ wirkt, aber kein Fieber hat, könnten seelische Belastungen dahinterstecken. Wichtig: Erst immer körperlich abklären lassen – aber im Hinterkopf behalten, dass Stress und Angst durchaus weh tun können.
  5. Plötzlicher Leistungsabfall und Konzentrationsprobleme: Die Noten rutschen ab, obwohl Dein Sohn früher gut in der Schule war? Er wirkt unfähig, sich zu konzentrieren, vergisst Hausaufgaben oder träumt nur noch vor sich hin? Ein deutlicher Leistungsabfall kann ein Hinweis sein, dass Euer Sohn mit dem Kopf ganz woanders ist – nämlich bei seinen Sorgen . Psychische Belastungen wie Ängste oder depressive Verstimmungen führen oft dazu, dass die Gedanken kreisen und kaum Kapazität für Schule oder andere Anforderungen bleibt. Selbst bei hoher Intelligenz können Jungs dann plötzlich versagen, weil die seelische Last ihnen im Weg steht. Auch Schulverweigerung – wenn ein Junge immer öfter „blau macht“ oder morgens über Bauchweh klagt, um nicht gehen zu müssen – sollte nach Gründen durchsucht werden (Mobbing? Überforderung? Angst, zu versagen?). Kurz: Jegliche erhebliche Veränderung in der Schulleistung oder im Verhalten in der Schule ist ein Warnsignal, dem Eltern auf den Grund gehen sollten.

Natürlich können all diese Anzeichen viele Ursachen haben. Entscheidend ist das Gesamtbild: Fallen Dir mehrere dieser Veränderungen gleichzeitig auf oder spürst Du instinktiv, dass „etwas nicht stimmt“, ist es Zeit zu handeln.

Im Zweifel suche lieber frühzeitig das Gespräch mit einem Kinder- und Jugendpsychologen. Viele Jugendliche senden indirekte Hilferufe, lange bevor es ihnen ganz schlecht geht. Je früher man reagiert, desto besser stehen die Chancen, ernsthafte Krisen abzuwenden.


Im nächsten Abschnitt geben wir Dir 7 konkrete Tipps, was Ihr als Eltern sofort tun könnt, um die mentale Gesundheit Eures Sohnes zu stärken und ihm durch schwierige Zeiten zu helfen.

7 Sofort-Tipps für Eltern: So unterstützt Ihr Euren Sohn

Wie können Eltern nun ganz praktisch dazu beitragen, dass aus ihren Söhnen psychisch starke, selbstbewusste und glückliche Männer werden? Die folgenden sieben Tipps stammen aus der Praxis von Kinder- und Jugendpsychologen sowie Erfahrungswerten aus meinen Coaching-Programmen für Jungen. Sie lassen sich im Alltag umsetzen und zeigen oft große Wirkung – probiere sie einfach aus:

1. Offen reden und aktiv zuhören

Schaffe eine Atmosphäre, in der Dein Sohn sich trauen kann, über Gefühle zu sprechen. Viele Jungs lernen früh, „Männer weinen nicht“ – durchbrich dieses Muster, indem Du aktiv zuhörst, ohne sofort zu urteilen. Nimm Dir täglich Zeit für kleine Gespräche: etwa abends beim Essen oder beim gemeinsamen Spaziergang. Fragen wie „Was war heute schön, was war doof?“ können Türen öffnen.

Wichtig: Höre wirklich zu, bleib geduldig, auch wenn Dein Sohn erstmal schweigt oder herumdruckst. Zeige Interesse an seinen Gaming-Welten, Freunden, Sorgen – signalisiere ihm: Deine Themen sind mir wichtig. Jungen spüren, wenn Eltern ehrliches und absichtsloses Interesse an ihnen haben. Dann fassen sie Vertrauen und öffnen sich eher. Manchmal reden Jungs leichter, wenn man nebenbei etwas tut (z.B. zusammen kochen, Fahrrad reparieren), statt im „Verhör“ am Küchentisch. Nutze solche Gelegenheiten. Und wenn er spricht, nimm seine Gefühle ernst („Das klingt, als wärst du richtig wütend/traurig – magst du erzählen, warum?“). Dieses offene Ohr der Eltern ist Gold wert.

2. Wertschätzung und emotionaler Rückhalt geben

Auch wenn es manchmal schwer fällt: Mache Deinem Sohn jeden Tag deutlich, dass Du ihn liebst und akzeptierst, so wie er ist – nicht nur, wenn er Leistung bringt. Jungen brauchen das Gefühl, zu Hause bedingungslos angenommen zu sein, gerade wenn draußen in der Welt Gegenwind weht. Lobe nicht nur Noten, sondern vor allem Anstrengung, Fortschritte und gute Eigenschaften („Ich finde toll, wie hilfsbereit du deinem Freund warst“). Das stärkt sein Selbstwertgefühl.

Körperliche Zuwendung ist ebenso wichtig: Eine ehrliche Umarmung oder freundschaftliches Schulterklopfen zeigen ihm, dass Du für ihn da bist. Viele Söhne wirken nach außen cool, sehnen sich aber innerlich nach Bestätigung durch ihre Eltern. Signalisiere ihm: „Egal was passiert, wir stehen hinter dir.“ Dieser Rückhalt gibt ihm die Kraft, Herausforderungen anzugehen und auch Misserfolge wegzustecken, ohne daran zu zerbrechen.

3. Klare Grenzen und Freiräume vereinbaren

Jungen testen Grenzen aus – das ist normal. Sie brauchen aber auch Orientierung. Setze ihm daher liebevoll klare Regeln im Alltag (z.B. bzgl. Bildschirmzeiten, Absprachen zu Hausaufgaben, respektvollem Umgang), damit Dein Sohn weiß, woran er ist. Gleichzeitig sollten diese „Leitplanken“ genügend Spielraum lassen, damit er sich entfalten kann. Oder wie ich es gerne in Gesprächen mit Eltern formuliere:

„Jungs brauchen Freiräume mit Regeln – Leitplanken, die Orientierung geben, und dazwischen viel Platz zum Entdecken, Experimentieren und Gestalten.“

Konkret könnte das heißen: Wenn die Regel lautet „eine Stunde zocken am Tag“, überlassen Sie ihm, wann er diese Stunde nutzt. Oder: Es gibt eine feste Schlafenszeit, aber am Wochenende darf er länger aufbleiben. So erlebt er sowohl Struktur als auch Vertrauen in seine Selbstständigkeit. Wichtig ist, dass beide Eltern an einem Strang ziehen und Regeln konsequent, aber ohne Schikane durchsetzen. Gleichzeitig sollten Regeln bei Bedarf angepasst werden, wenn Dein Sohn älter wird oder vernünftig über etwas verhandelt. Dieser Balanceakt zwischen Halt und Freiheit fördert Verantwortungsbewusstsein und Selbstkontrolle – grundlegende Zutaten für mentale Stärke.

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4. Gesunde, Selbstvertrauen stärkende Freizeit

Sport, Hobbys und Freunde fördern: Bewegung und soziale Aktivitäten sind erwiesene Stresskiller und Stimmungsaufheller. Ermutige Deinen Sohn daher, sich regelmäßig auszupowern – ob im Sportverein, beim Skateboarden, Radfahren oder einfach Toben im Freien. Körperliche Aktivität baut Anspannung ab und schüttet Glückshormone aus.

Ebenso wichtig sind interessensgeleitete Hobbys: vielleicht malt, werkelt oder musiziert Dein Sohn gern? Unterstütze ihn darin! Hobbys schaffen Erfolgserlebnisse außerhalb der Schule und stärken das Selbstbewusstsein. Gerade im Team oder Verein findet er zudem Freundschaften und lernt, sich in einer Gruppe zurechtzufinden – ein Schutzfaktor für die Psyche.

Vielleicht könnt Ihr gemeinsam nach einer passenden Aktivität suchen, falls er noch unschlüssig ist. Geh auch mal Kompromisse ein: Wenn Dein Sohn z.B. ungern klassischen Mannschaftssport macht, aber für E-Sports brennt – vielleicht gibt es eine Jugendgruppe dafür, oder er findet beim Programmieren Gleichgesinnte. Wichtig ist, dass er regelmäßig unter Leute kommt und Erfolgserlebnisse sammelt. Unterstütze das logistische, sofern möglich (Fahrdienste, Mitgliedsbeitrag etc.) und zeige echtes Interesse an dem, was er erlebt. Ein Junge, der nach dem Fußballtraining von seinen Kumpels erzählt, fühlt sich als Teil einer Gemeinschaft – das stärkt ihn gegen Einsamkeit und Grübeleien.

5. Positive Vorbilder – insbesondere männliche Bezugspersonen

:Jungen orientieren sich stark an Modellen, um herauszufinden, was „ein Mann sein“ bedeutet. Als Eltern(teil) seid Ihr die ersten Vorbilder. Väter spielen hier eine besondere Rolle: Ein präsenter, liebevoller Vater, der sowohl Stärke als auch Einfühlungsvermögen zeigt, bietet dem Sohn ein gesundes Rollenbild.

Nimm Dir also bewusst Vater-Sohn-Zeit, um eine enge Bindung aufzubauen – sei es beim gemeinsamen Sport, Werkeln oder einfach Reden. Auch Mütter sollten ihren Söhnen viel mitgeben, insbesondere indem sie Respekt vor Gefühlen vermitteln und zeigen, dass „Männlichkeit“ viele Facetten hat (Stärke und Sanftheit). Falls der leibliche Vater fehlt oder wenig präsent ist, scheue Dich nicht, andere männliche Mentoren einzubeziehen: Das können Opas, Onkel, erwachsene Brüder oder gute Familienfreunde sein. Hauptsache, Dein Sohn erlebt Männer, die verantwortungsbewusst handeln, Konflikte friedlich lösen und Emotionen zulassen, ohne daran ihren Wert zu knüpfen.

Achte auch selbst auf Dein Verhalten: Wie redest Du über andere? Wie gehst Du mit Stress um? Wie zeigst Du Zuneigung? Jungen beobachten sehr genau und übernehmen mehr, als man denkt. Gib also Dein Bestes, ein gutes Beispiel zu sein – und gestehe Fehler ein, wenn sie passieren. Das lehrt Deinen Sohn, dass niemand perfekt ist und dass es okay ist, Hilfe anzunehmen.

6. Rituale und Initiationen ermöglichen

Jungen spüren instinktiv das Bedürfnis nach Übergangsritualen – Ereignissen, die markieren: Du wirst erwachsen. Leider kommen solche positiven Rituale in unserer modernen Gesellschaft oft zu kurz. Eltern können hier kreativ werden: Feiere wichtige Meilensteine des Sohnes bewusst. Das kann ein besonderer Ausflug zum 13. Geburtstag sein, eine kleine Rede des Vaters zur Konfirmation/Jugendweihe oder eigene Familienrituale (z.B. ein „Übergabegespräch“ mit 16 über neue Freiheiten und Pflichten). Solche Markierungen geben einem Jungen das Gefühl, gesehen zu werden in seiner Entwicklung, und erleichtern es ihm, neue Verantwortung zu übernehmen.

Darüber hinaus bieten wir mittlerweile spezielle Programme für Jungen, die diese Lücke füllen. Zum Beispiel die „Heldenreise“ – ein einwöchiges Abenteuercamp für Vater und Sohn (ab ca. 12 Jahren), in dem beide gemeinsam Herausforderungen meistern und der Junge über sich hinauswächst. Oder „The Circle“, ein Initiationsprogramm für Jugendliche ab 15, das in mehreren intensiven Wochenenden den Übergang vom Jungen zum jungen Mann begleitet. Ganz neu „Boys2Men“ – ein vom Vater begleitetet Programm für Jungen zwischen 13 und 17 Jahren.

In früheren Kulturen war eine solche Initiation selbstverständlich; heute müssen wir sie bewusst suchen. Eltern berichten, dass ihr Sohn aus solchen Erlebnissen stärker und selbstbewusster zurückkam. Aber auch im Kleinen lassen sich Initiationsmomente schaffen: Vielleicht ein erstes Solo-Zeltlager mit der Mutter oder dem Vater, eine Bergwanderung nur mit männlichen Mentoren oder das Übertragen eines neuen “Männer”-Aufgabengebiets zu Hause (z.B. allein etwas reparieren dürfen). All das gibt dem Jungen das Signal: Wir trauen dir etwas zu, du bist auf dem Weg zum Mann. Dieses Gefühl von Zuversicht und Zugehörigkeit wirkt wie ein Booster für die mentale Gesundheit.

7. Frühzeitig Hilfe in Anspruch nehmen

Manchmal reichen alle elterlichen Bemühungen nicht aus und ein Junge gerät dennoch in eine seelische Krise. Scheue Dich sich nicht, professionelle Hilfe zu suchen! Das ist kein Zeichen von Versagen als Eltern, sondern im Gegenteil von Verantwortungsbewusstsein.

Wenn Dein Sohn über längere Zeit deutlich leidet, Ihr gravierende Veränderungen bemerkt oder gar Anzeichen von Selbstverletzung/Suizidgedanken, zieht frühzeitig einen Facharzt oder Kinderpsychologen hinzu. Je eher interveniert wird, desto kürzer und schonender kann eine Krise überwunden werden. Viele Eltern zögern aus Angst vor Stigmatisierung – doch denke daran: Psychische Probleme sind behandelbar, und Unterstützung anzunehmen zeigt Deinem Sohn zugleich, dass es okay ist, Hilfe zu holen, wenn man sie braucht. Das kann eine wichtige Lektion fürs Leben sein.

Adressen findest Du z.B. über Schulpsychologen, Beratungsstellen oder Euren Kinderarzt. In akuten Fällen (z.B. bei Suizidgefahr) zögere nicht, den Notdienst (Notarzt, psychiatrische Klinik) einzuschalten. Lieber einmal zu viel Hilfe geholt, als einmal zu wenig. Neben Therapie gibt es auch Coaching-Angebote speziell für Jungen und ihre Eltern (z.B. Jungs-Coaches wie Anton Wieser oder Beratungsstellen für Väter), die niederschwellig unterstützen können. Nutzt, was zu Eurer Familie passt.

Fazit

Abschließend gilt: Perfekte Eltern gibt es nicht, aber engagierte Eltern machen den Unterschied. Indem Ihr Interesse zeigt, Halt gebt und bei Bedarf Unterstützung organisiert, schafft Ihr das Fundament dafür, dass Euer Sohn resilient wird. Oder wie ich es gerne formuliere:

„Es geht doch darum, unsere Söhne dabei zu unterstützen, zu verantwortungsbewussten, starken und selbstbewussten Männern mit Herz zu werden. Die Jungen von heute sind die Männer von morgen.“

Anton Wieser ( Boys Up! Das Eltern Buch )

In diesem Sinne: Passt gut auf die mentale Gesundheit Eures Jungen auf – es ist eines der größten Geschenke, das Ihr ihm für seine Zukunft mitgeben könnt.

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