geschrieben am 18. September 2015 – Aus dem Leben eines Strohwitwers
Vom Glück, den Kindern zuhören zu wollen
Maxi hat ja Phantasie. Und zwar richtig viel. Aus für mich simplen Holzstöcken werden, mit ein wenig basteln, richtig gefährliche Waffen die Schnee, Eis, Magma, Strom oder einfach Pfeile schießen können. Oder alles zusammen wenn es nötig ist und der Gegner das braucht um ausgeschaltet zu werden.
Und er baut auch Maschinen aus Matador, die Regen oder Schnee produzieren können. Oder auch Sonnenschein und die Maschine hat echt funktioniert, diesen Sommer. Von Juni bis letzte Woche hörte ich fast täglich, nach einem morgendlichen Blick auf den strahlenden Sommerhimmel: Daddy, schau mal, meine Sonnenmaschine funktioniert immer noch“! Und dann schauten wir auch noch Nick Knatterton!
Die Tricks des Nick Knatterton…
Letzte Woche, an einem regnerischen Tag schauten wir gemeinsam Nick Knatterton, einer meiner Helden aus der Kindheit. Mensch, was der alles kann! Bei Gefahr kann er aus seiner Kravatte echten, feingemahlenen Pfeffer mit Hilfe eines Seilzuges, den er mit seinen Ohren bedient mitten in das Gesicht und somit auch in die Augen seines Gegners schleudern. Hammer, oder? In seinen Schuhsohlen hat er einen Schlüssel eingearbeitet, den er bei bedarf hervorzaubert um damit die Handschellen zu öffnen, mit denen er auf dem Bauch liegend gefesselt wurde.
Irgendwie war die Festplatte überhitzt…
Auch sehr geil, meine ich! Und nicht nur ich, auch der Max und die Lily waren ganz hin und weg und bewunderten den Nick. Genau so wahrscheinlich, wie ich ihn bewunderte, als ich noch klein war. In einer 10 Minuten Folge Nick Knatterton kommen so viele schlaue Tricks vor, dass sogar die Fantasie von Max heiß lief.
Zumindest glaube ich das, weil er nach dem Filmchen gar nichts sagte. Erst am nächsten Tag, nachdem seine Festplatte sich wieder abgekühlt hatte, ging es los. Dafür aber umso krasser. Schon am Morgen, als er runter in die Küche kam, wo ich noch ganz entspannt meine Zeitung las und den ersten Kaffee trank. Das ist genau die Zeit, die ich sehr genieße, so in Ruhe die Zeitung zu lesen und gemütlich einen Kaffee zu trinken bevor der Wirbel los geht. Als er loslegte, dachte ich noch: „Maxi, gib mir noch 10 Minuten Ruhe!“
Wie? Maxi mit Handschellen gefesselt…?
Aber schon legte er los: „Daddy, warum hast Du mich heute Nacht mit Handschellen gefesselt?“ „Hä, wie. Habe ich doch gar nicht, glaube ich zumindest. Du warst doch eh ganz brav, gestern“ Die Zeitung und der Kaffee waren echt kein Thema mehr. „Doch Daddy, ich musste mich mit meinem Geheimschlüssel befreien“ „Aha, interessant“ dachte ich „jetzt weiß ich woher der Wind weht, der Nick hat doch seine Spuren hinterlassen“!
„Und wo war denn der Schlüssel, Max“ fragte ich ihn. „Den habe ich in einem Geheimversteck und das ist so geheim, dass nicht einmal ich weiß, wo das ist!“ Ich war ein wenig perplex: „OK Maxi, nur damit ich dich richtig verstehe, Du hast da ein Versteck, wo ein Schlüssel ist, der die Handschellen, die ich dir angelegt habe, öffnet und das Versteck ist so geheim, dass nicht mal du weißt wo es ist?“ Maxi darauf sehr souverän: „Genau Daddy“
Das Glück, einfach zugehört zu haben…
Erwischt, dachte ich mir: „und, wie wusstest Du dann heute morgen, wo die Schlüssel sind, als du sie brauchtest? „Daddy, meine Wachen wissen es immer und die haben es mir gesagt“. Und weg war er, der Max. Neue Abenteuer rufen. Ich saß da, irgendwie perplex und doch, oder vielleicht auch genau deshalb – sehr gut gelaunt.
Und ich war echt froh, die Zeitung weggelegt zu haben und mich ganz und gar seiner Geschichte gewidmet zu haben. Ich hatte einfach zu gehört, was mein Kind, mein Sohn mir zu sagen hatte. Ich machte mir einen 2. Kaffee und überlegte, wo denn nun dieses Versteck sein könnte. Aber ich denke, diesen Schlüssel werde ich nicht brauchen. Ich fessele mich ja nicht in der Nacht.